Seit vier Jahren wird im Donbas gekämpft. Der Krieg hat den Osten der Ukraine und das Leben der Bevölkerung stark verändert. Um dies in der ganzen Ukraine und über diese hinaus zu vermitteln, müssen Medien und Methoden entwickelt werden, die verschiedene Zielgruppen ansprechen. Die Projektgruppe traf sich vom 10. bis zum 14. Mai 2017 in Berlin mit verschiedenen Akteuren der politischen und historischen Bildungsarbeit, um sich dafür Anregungen zu holen.

Der Konflikt hat die Bevölkerung in der Ukraine polarisiert. Die Gräben verlaufen durch Nachbarschaften, Freundeskreise und Familien. Über die Möglichkeiten und Grenzen der Dialogförderung sprachen wir mit Dana Jirous und Inga Luther von der Organisation OWEN – mobile Akademie für Geschlechterdemokratie und Friedensförderung e.V.. Ihre Erfahrungen aus dem Kaukasus und der Ukraine zeigten, dass niederschwellige Kulturprojekte den Boden für gesellschaftlichen Dialog bereiten können.

Für den Erfolg von Kulturprojekten ist es entscheidend, dass an bereits bestehende lokale Strukturen angeknüpft wird. Dies gilt umso mehr für Regionen, die von Konflikt geprägt sind. Die Programmmanagerin Alona Karavai berichtete von der Arbeitsweise und den unterschiedlichen Projekten von MitOst e.V., die nicht auf regionale Förderung, sondern auch internationale Vernetzung lokaler Akteure ausgerichtet ist.

Die Vorstellung der Bundeszentrale für politische Bildung durch den Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Gernot Wolfram rief Diskussionen in der Gruppe hervor. Dass die Arbeit der Bundeszentrale nicht nur staatlich finanziert, sondern auch von einem Kuratorium aus Mitgliedern des Bundestags gesteuert wird, schien dem Gedanken einer unabhängigen und kritischen Bildungs- und Informationsarbeit entgegen zu stehen. In der Ukraine ist es momentan kaum vorstellbar, dass eine staatliche Institution die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und Politik fördert.

Mit Georg Pirker vom Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e.V. sprachen wir über die Rolle der Menschenrechtsbildung in der deutschen Jugendarbeit. Als Sekretär des DARE Netzwerks (Democracy and Human Rights Education in Europe), engagiert Pirker sich dafür, Menschenrechtsbildung in Europa als eigenes Lernfeld in der non-formalen Bildung zu etablieren. Nicht in allen europäischen Ländern ist Menschenrechtsbildung so eng an die historisch-politische Bildungsarbeit und die Vermittlung des Nationalsozialismus angebunden wie in Deutschland.

Eine Multiplikatorenfortbildung bei „7x jung“ bot einen praktischen Zugang zu innovativen Vermittlungsmethoden. Der Lernort will zur aktiven Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit und gleichzeitig zum Nachdenken über Ausgrenzung, Identität und Zivilcourage anregen. Besonders die biographischen Momente der Ausstellung boten Anknüpfungsmöglichkeiten für unsere Projektarbeit.

„Die Suche“ ist eine Graphic Novel, die das Anne Frank Zentrum in Berlin gemeinsam mit dem Anne Frank Haus in Amsterdam speziell für die Bildungsarbeit entwickelt hat. Der Direktor des Zentrums Patrick Siegele gab der Gruppe spannende Einblicke in den Entstehungsprozess. Der Einsatz der Novel in Schulen hat gezeigt, dass Schüler durch dieses Medium einen besseren Zugang zum Thema Nationalsozialismus und mehr weiterführendes Interesse daran entwickeln – Effekte, die wir uns bezüglich des Themas Konflikt auch von unserer Novel erhoffen.

Der letzte Tag galt der Arbeit am Aufbau unserer Graphic Novel. Unter Anleitung der Dramaturgin und Drehbuchautorin Nicole Köstler entwickelten die Teilnehmenden die Charaktere ihrer Geschichten und übten den Aufbau von Spannungsbögen. Die reichhaltigen biographischen Interviews auf eine kurze in Bildern erzählbare Geschichte zu reduzieren, stellte in vielen Fällen eine Herausforderung dar, die die Teilnehmenden schließlich mit Erfolg meisterten.

Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt finanziert und durch das Ukraine-Calling-Programm, das ein gemeinsames Projekt der Europa-Universität Viadrina, der Robert-Bosch-Stiftung und der Deutschen Assoziation der Ukrainisten e.V. ist, begleitet.

Projektverantwortliche: Imke Hansen, imke.hansen[at]lphr.org
Projektkoordinatorin: Anne Reis, anne.reis[at]lphr.org

Projektpartner:

 

 

 

Förderer: