Wieder klingelt das Telefon. Unsere Partnerorganisation Vostok SOS hat zusätzlich zu der ständigen Hotline für humanitäre Probleme eine Corona-Notfallnummer für das Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine eingerichtet. Eine Ärztin ist am anderen Ende der Leitung: Sie berichtet, ihr Krankenhaus sei in keiner Weise für die Aufnahme von Corona-Patient*innen ausgestattet. Es gäbe kaum eine Möglichkeit, Patient*innen voneinander zu isolieren, und fast keine Schutzkleidung für das medizinische Personal. Nur einfachste Masken, und auch davon nicht genug. Und sollten auch nur einige Pflegekräfte oder Ärzt*innen erkranken, bräche der Betrieb zusammen, denn der Mangel an Arbeitskräften sei ohnehin schon groß.
Ähnliche Hilferufe gibt es aus der gesamten Region. In Krankenhäusern, Polikliniken und Sanitätsräumen fehlt es an allem, was für die Bewältigung der Pandemie erforderlich ist. Ein großes Problem ist der Mangel an medizinischem Personal im Konfliktgebiet. Viele sind seit dem Ausbruch des Krieges 2014 emigriert. Die wenigen niedergelassenen Ärzt*innen sind häufig längst im Pensionsalter – sie können nicht aufhören, weil es so gut wie keinen medizinischen Nachwuchs gibt.
Gleichzeitig ist die Bevölkerung im ukrainischen Konfliktgebiet von den Gefahren der derzeitigen Pandemie ganz besonders betroffen. Während junge Menschen das Konfliktgebiet verlassen haben, ist die ältere Generation geblieben. Gerade in den Dörfern nahe der Frontlinie wohnen mehrheitlich Angehörige von Risikogruppen: alte und kranke Menschen sowie Menschen mit Behinderung. Für sie war es schon vorher schwer, Zugang zu medizinischer Versorgung und Betreuung zu bekommen. Die Pandemie verschlimmert ihre Situation. Öffentliche Verkehrsmittel fahren nicht mehr. Krankenhäuser nehmen kaum jemanden auf. Kliniken und Sanitätsräume sind überfordert und werden durch die Ansteckungsgefahr selbst zu Risikoorten – gerade für die ältere Generation.
In den kommenden Wochen sollen medizinisches und Pflegepersonal Unmögliches möglich machen – und das ohne nennenswerte staatliche Unterstützung, ohne die erforderlichen Ressourcen und ohne sich selbst angemessen schützen zu können. Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Vostok SOS unterstützen wir deshalb gezielt die humanitäre und medizinische Versorgung, die Corona-Prävention, die Corona-Behandlung und die psychologische Unterstützung von medizinischem Personal im ostukrainischen Konfliktgebiet.
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