Natallia Herrsche im Gericht in Minsk. (Photo: Viasna)

Am Montag hat ein Minsker Gericht Natallia Herrsche, die sowohl die schweizerische als auch die belarussische Staatsbürgerschaft besitzt, zu 2 Jahren und 6 Monaten Gefängnishaft verurteilt. Die 51-Jährige befindet sich bereits seit dem 19. September wegen der Teilnahme an einer friedlichen Frauenkundgebung in Belarus in Haft. Libereco kritisiert die Willkür des Lukaschenko-Regimes und fordert den gesamten Schweizer Bundesrat auf, strenge Maßnahmen gegen die belarussische Regierung zu ergreifen.

Natallia Herrsche sitzt seit dem 19. September in Belarus im Gefängnis, weil sie an einer friedlichen Kundgebung teilgenommen hat. Bei ihrer gewaltsamen Festnahme hat sie einem maskierten Sicherheitsbeamten, der nicht als solcher gekennzeichnet war, in Todesangst die Maske vom Gesicht gezogen und ihn dabei gekratzt.

Am Montag, 7. Dezember, fand in Minsk der zweite Prozesstag sowie die Urteilsverkündung statt. Aufgrund ihrer panischen und unbeabsichtigten Reaktion bei ihrer Festnahme wurde Natallia Hersche zu 2 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt.

Angesichts der Tatsache, dass Natallia Hersche genauso wie mehr als 150 weitere politische Gefangene in Belarus willkürlich inhaftiert und vor Gericht gestellt wurde, war ein ebenso willkürliches Gerichtsurteil befürchtet worden.

Libereco wandte sich an Schweizer Bundesrat

Libereco hatte im Vorfeld Bundesrat Ignazio Cassis dazu aufgefordert, entschiedener gegen das belarussische Regime vorzugehen und sich direkt bei Machthaber Lukaschenko für die Freilassung der Schweizer Bürgerin einzusetzen. Diesbezüglich reichte Libereco eine Petition mit 9500 Unterschriften beim EDA ein, mit der ein grösseres Engagement des schweizer Aussenministers für die Freilassung von Natallia Hersche gefordert wurde.

Lars Bünger, Präsident von Libereco, erklärte angesichts der Verurteilung von Natallia Hersche: „Wir sind schockiert über das heutige Urteil. Die Haftstrafe für Natallia Hersche steht sinnbildlich für den verbrecherischen Charakter des Lukaschenko-Regime. Seit Monaten geht das Regime des Diktators mit massiver Gewalt gegen friedliche Demonstranten vor: Folter, Misshandlungen und Vergewaltigungen – selbst vor politischem Mord schreckt das Regime nicht zurück. In diesem Umfeld gibt es in Belarus schon lange keine fairen Gerichtsverfahren. Wir betrachten Natallia Hersche als eine politische Gefangene und Geisel des Lukaschenko-Regime. Von Aussenminister Cassis und Bundespräsidentin Sommaruga erwarten wir nun eine energische Reaktion gegenüber dem Lukaschenko-Regime. Solange Natallia Hersche als Geisel in Belarus festgehalten wird, sollte der belarussische Botschafter in der Schweiz unseres Landes verwiesen werden. Der Gesamt-Bundesrat sollte ausserdem umgehend Sanktionen gegen Lukaschenko persönlich verhängen und alle Konten, die ihm und seiner Familie und Umfeld in der Schweiz zuzuordnen sind, einfrieren.“