Schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin seit einem Monat in Belarus inhaftiert – Mahnwache an ihrem Geburtstag in Zürich – Nationalrätin Barbara Gysi fordert sofortige Freilassung
Natallia Hersche, schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin aus St. Gallen, befindet sich heute seit genau einem Monat in einem belarussischen Gefängnis. Sie war im September in ihr früheres Heimatland gereist und dort bei einer friedlichen Frauen-Kundgebung am 19. September verhaftet worden.
Weil sie bei ihrer Verhaftung einem Polizisten seine Sturmhaube abgenommen haben soll, wurde sie wegen angeblichen gewaltsamen Widerstandes gegen Strafverfolgungsbeamte angeklagt. Natallia Hersche beteuert ihre Unschuld. Ihr drohen in Belarus bis zu 5 Jahre Gefängnis. Seit Beginn der Proteste gegen das Lukaschenko-Regime nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen vom 9. August wurden landesweit bisher mehr als 14.000 Menschen festgenommen.
“Wir müssen davon ausgehen, dass Natallia Hersche wie alle anderen politischen Gefangenen keinen fairen Prozess bekommen wird. Ihre Inhaftierung betrachten wir als willkürlich und politisch motiviert. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass sie konsularischen Schutz durch die Schweiz erhält. Wir fordern die belarussischen Behörden daher dazu auf, dem Schweizer Botschafter in Minsk umgehend und regelmässig Besuche bei Natallia Hersche zu ermöglichen – denn bisher wurde ein solcher Besuch noch nicht erlaubt. Auch Aussenminister Ignazio Cassis ist persönlich gefordert. Er hatte Machthaber Lukaschenko zuletzt im Februar in Minsk getroffen und sollte nun umgehend an dieses Gespräch anknüpfen, nach Minsk fliegen und die Freilassung der Schweizer Staatsbürgerin Natallia Hersche verhandeln”, sagt Lars Bünger, Präsident der Schweizer Sektion von Libereco.
Gemeinsam mit dem gerade von Belarussen in der Schweiz neu gegründeten Verein Razam (“Gemeinsam”) ruft Libereco am Dienstag, den 20. Oktober, am Abend zu einer Mahnwache in Zürich auf. Denn an diesem Datum ist der 51. Geburtstag von Natallia Hersche.
Barbara Gysi, SP-Nationalrätin aus dem Kanton St. Gallen, hat eine symbolische Gefangenen-Patenschaft für sie übernommen und erklärte dazu: “Gerade an ihrem Geburtstag werden wir ganz besonders an Natallia denken. Es macht uns sehr traurig, dass sie diesen Tag im Gefängnis verbringen muss. Natallia wurde vollkommen unerwartet und willkürlich aus ihrem Alltag in der Schweiz gerissen, als sie ihre frühere Heimat Belarus für einige Tage besuchen wollte. Sie hat nichts verbrochen sondern einfach nur friedlich für ein Ende der Diktatur demonstriert – so wie hunderttausende Menschen in den vergangenen Wochen auch. Ich fordere die belarussischen Behörden dringend dazu auf, Natallia sofort und bedingungslos freizulassen und ihr eine umgehende Rückkehr in die Schweiz zu ermöglichen. Zudem fordere ich auch Aussenminister Ignazio Cassis auf, sich für Natallia Hersche und ihre Freilassung und Rückreise in die Schweiz stark zu machen.”