Ein offener Brief an Skoda, Raiffeisen Bank, Infront Sports & Media und Tissot, die Sponsoren der Eishockey-Weltmeisterschaft 2014 in Belarus:
Die International Ice Hockey Federation (IIHF, Internationaler Eishockey-Verband) bestimmte die Republik Belarus für die Austragung der Weltmeisterschaft 2014. Zweifelsohne bietet dieses Ereignis für alle Belarussen eine große Gelegenheit, Weltklasse-Eishockey hautnah zu erleben. Allerdings sollte im Hinterkopf behalten werden, welche Verhältnisse in Belarus herrschen. Denn bereits seit Jahrzehnten wird das Land von Alexander Lukaschenko regiert, einem Diktator, der offen universelle Grundprinzipien der Demokratie ignoriert und jedes freie Denken verfolgt und politische Gegner ins Gefängnis wirft.
Nach Berichten internationaler Menschenrechtsorganisationen befinden sich in Belarus zur Zeit mindestens 11 politische Gefangene in Haft. Zeitgleich werden Vertreter unabhängiger Massenmedien und Menschenrechtsverteidiger schikaniert. Darüber hinaus ist Belarus das einzige Land in Europa, das nach wie vor die Todesstrafe anwendet.
Die Geschichte hat uns gelehrt, dass große Sportveranstaltungen in Ländern mit diktatorischer Regierung eine überaus gute Möglichkeit für die Propaganda der herrschenden Regime darstellen. In der Vergangenheit wurden große Ereignisse, wie Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften verschiedener Sportarten, häufig dazu verwendet, die jeweilige autoritäre Regierung in ein gutes Licht zu stellen. Wir sind daher überzeugt, dass die Austragung der Eishockey-WM 2014 in Belarus ein Propagandainstrument für den letzten Diktator Europas werden wird. Jeder Wettkampftag in Belarus wird zur Schaffung eines positiven Bildes eines Herrschers verwendet werden, der Menschenrechte, Demokratie und die dazugehörigen Werte, die von grundlegender Bedeutung für alle Menschen sind, vernachlässigt.
Wir bezweifeln, dass es Ihr Ziel als Sponsor ist, Teil einer solchen „Propaganda-Show“ der letzten Diktatur Europas zu werden. Glücklicherweise gibt es noch einige Zeit, um die IIHF zu drängen, die Ausrichtung der WM an ein anderes Land zu vergeben. Die nächste Sitzung der Generalversammlung der IIHF im Mai 2013 in Stockholm bietet eine gute Gelegenheit, die Entscheidung für den Gastgeber der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr zu überdenken.
Denn die Weltmeisterschaft verdient es, ein Fest der Freude und Solidarität zu werden. Aber wie kann das in einem Land geschehen, in dem die Bürger ihre Grundrechte und -freiheiten nicht genießen können? Eine Welt, die Demokratie und die Menschenrechte schätzt, kann es sich einfach nicht leisten, dass große internationale Unternehmen ein so wichtiges Sportereignis in Europas letzter Diktatur sponsern.
Wir appellieren daher an Sie, Gebrauch von Ihrem Einfluss als Sponsor der Eishockey-WM 2014 zu machen und die IIHF aufzufordern, die Entscheidung für Belarus als Gastgeber der Weltmeisterschaft zu annullieren und die Veranstaltung an ein anderes Land zu übergeben.
Unterzeichner:
- Marek Migalski, Mitglied des Europaparlaments (Polen)
- Association for Modernization (Tschechien)
- Belarusian Tribunal (Niederlande)
- Civic Belarus (Tschechien)
- CIVICUS: World Alliance for Citizen Participation (Südafrika)
- Free Belarus Now (Großbritannien)
- House of United Belarus – Civil and Political Representation of Belarus (Litauen)
- Libereco – Partnership for Human Rights Ostgruppen (Deutschland)
- Office of Belarusian Political Emigration (Belgien)
- Ostgruppen – Swedish Initiative for Democracy and Human Rights (Schweden)
- Young Belarus in the European Union (Belgien)