Graphic Novels haben das Potenzial, einen besonders anschaulichen Zugang zu historisch oder politisch brisanten Themen zu schaffen. Das Medium erlaubt tiefe Einblicke in die Gedanken- und Erfahrungswelt seiner Protagonisten und ist so in der Lage, mehrere Perspektiven und Ebenen aufzuzeigen. Zudem spricht die visuelle Erzählung mehr Sinne an als ein Sachbuch. Um solche Einblicke und Erfahrungen zu ermöglichen, setzten sich die Teilnehmenden im dritten Workshop des Projekts „Den Konflikt kommunizieren“ drei Tage lang in Chernihiv intensiv und praktisch mit dem Medium auseinander.

Der Workshop begann mit einem Input, der die einzelnen, für die Entstehung einer Graphic Novel notwendigen Arbeitsschritte nach dem Comic-Künstler und -Theoretiker Scott McCloud vorstellte. Auf Basis der bereits während des zweiten Workshops in Berlin entwickelten Charaktere und Szenarien, ging die Gruppe daran, Dialoge zu verfassen, Szenen umzustellen und die graphische Umsetzung zu diskutieren.

Die aus zehn zivilgesellschaftlichen Aktivistinnen und Aktivsten, einer Illustratorin und einem Künstler aus der Ukraine bestehende Projektgruppe arbeitete daran, neun Geschichten zu entwerfen, die verschiedene Aspekte des Konflikts in der Ukraine thematisieren sollen. Die Geschichten basieren alle auf Interviews mit Menschen, die in der Konfliktregion leben oder diese verlassen mussten.

Begleitet von der Autorin Julija Dschugastrjanska und den Historikerinnen Imke Hansen und Alesja Kananchuk erarbeiteten so alle Teilnehmenden je ein eigenes Szenario. Um die einzelnen Geschichten zu verbinden, wurde auch eine Rahmenhandlung ausgearbeitet. Intensive Diskussionen, bei denen die Teilnehmenden ihre Entwürfe gegenseitig kommentierten, wechselten sich mit Gruppenarbeit ab. Um ein besseres Gefühl für Dramaturgie zu bekommen, wurden die Szenen auch vorgespielt und erste Ideen verbildlicht. Nachdem die Anfangsschwierigkeiten überwunden waren, ging die Arbeit erstaunlich schnell. So gelang es, in drei Tagen die textliche Grundlage der gesamten Graphic Novel zu erarbeiten.

Zwischendurch wurde immer wieder erörtert, wie die Graphic Novel genutzt werden kann, wenn sie fertig ist. Einige Teilnehmende wollen Konzepte für die Bildungsarbeit entwerfen, andere an einer Wanderausstellung mit Auszügen aus der Graphic Novel arbeiten. In jedem Fall soll die Graphic Novel Ausgangspunkt weiterer Projekte und Initiativen sein, um sowohl innerhalb als auch außerhalb der Ukraine über den Konflikt und seine Auswirkungen auf die Bevölkerung sprechen zu können.

Über den Sommer werden die beiden Künstler des Projektteams die Zeichnungen zu den Geschichten anfertigen. Ende Juli trifft sich die Gruppe in Kiew wieder, um die Entwürfe zu sichten und zu kommentieren, bevor die Novel finalisiert und in Druck gegeben wird.

Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt finanziert und durch das Ukraine-Calling-Programm, das ein gemeinsames Projekt der Europa-Universität Viadrina, der Robert-Bosch-Stiftung und der Deutschen Assoziation der Ukrainisten e.V. ist, begleitet.

Projektverantwortliche: Imke Hansen, imke.hansen[at]lphr.org
Projektkoordinatorin: Anne Reis, anne.reis[at]lphr.org

Projektpartner:

 

 

 

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